IV. Zeit der Reformen. 1961 - 2006


NR. 6, 10.02.1967
Die erste BF im neuen Format
Lange Zeit bewegen sich die Auflagenzahlen der Burgenländischen Freiheit zwischen 5.000 und 10.000 Stück. Die 1960er Jahre markieren – wie in vielen Bereichen des österreichischen Alltags – eine Wendezeit, eine Zeit der Reformen und des Aufschwungs.

So arbeitete man Mitte der 1960er Jahre umfangreiche Reformen aus: Am 10. Februar 1967 erscheint zum ersten Mal die „Neue Burgenländische Freiheit“ – die ab diesem Zeitpunkt nur noch unter der Abkürzung BF beworben wird. Weiters wird die Zeitung auf Kleinformat umgestellt, ein neues rot-schwarz-weißes Logo (erster Farbeinsatz beim Druck) entworfen und die Sportberichterstattung wesentlich ausgebaut. Dies alles führt zu einem sprunghaften Anstieg der Auflage. 1974 tritt die BF der Media-Analyse bei und erreicht burgenlandweit mehr als 75.000 Leserinnen und Leser.

Bereits damals versucht die Parteizeitung mit Reformen die journalistische Unabhängigkeit so gut wie möglich zu wahren. Ziel ist es, die erste burgenländischen Zeitung mit einem echten Redaktionsstab zu werden. Bis 1966 ist die BF, wie die meisten anderen burgenländischen Zeitungen auch später noch, ein Ein-Mann-Betrieb. Neben Chefredakteur Franz Probst wird Josef Handler (*1927, LAbg. 1964-1975) zu einem wichtigen Teil der Redaktion. Gemeinsam mit Dr. Fred Sinowatz (*1929, Bundeskanzler 1983-86, +2008) bemüht er sich um die Umgestaltung der Zeitung. Sinowatz gilt bereits damals als der eigentliche Chef der BF. Auch im Sportbereich wird von zwei Redakteuren auf drei aufgestockt.

Im Laufe der Jahre machte die BF einen Wandel durch: Sie wurde vom ehemaligen Funktionärsorgan zu einer Zeitung für alle BurgenländerInnen. Denn in einer Zeit, in der Rundfunk und Fernsehen kaum regionale Ereignisse im Burgenland erfassen können, erfüllt die BF eine wichtige Funktion mit der Berichterstattung über lokale Ereignisse auch abseits der Politik. Sie berichtet über Wirtschaft, Kultur und Sport des Burgenlandes und übernimmt damit eine wesentliche landespolitische Aufgabe: die Information der burgenländischen BürgerInnen.

Mit dem Aufschwung von Fernsehen und Rundfunk sowie aufgrund zahlreicher Veränderungen in der österreichischen Zeitungslandschaft geht die Auflage in den 1980er Jahren wieder zurück und pendelt sich bis zum Ende der 1990er zwischen 20.000 und 30.000 Stück ein. Die wirtschaftliche Lage der Zeitung ist zu dieser Zeit bereits prekär.


NR. 13, 28.03.2001
Die BF hat 105.000 Leser
Doch anstatt der bereits besprochenen Einstellung im Jahr 1994 startet die BF unter der Leitung von Anton Schubaschitz (SPÖ Landesgeschäftsführer) mit Georg Pehm als Chefredakteur noch einmal durch. Die Anzeigenabteilung wird ausgeweitet und trotz widriger Umstände erreicht die BF im Jahr 2001 mit 105.000 ihren Höchststand an LeserInnen.

Angesichts des allmählichen Verschwindens der Parteipresse aus der österreichischen Zeitungslandschaft werden auch im Burgenland immer wieder Stimmen laut, die am Fortbestand der BF zweifeln. Die ÖVP Burgenland verkauft ihre Parteizeitung bereits im Frühjahr 2003 an das Niederösterreichische Pressehaus. Die neue BVZ orientiert sich stark an der Schwesterzeitung NÖN und wird finanziell großzügig abgesichert. Eine breit angelegte Marketingkampagne und massiver Ausbau der Lokalredaktionen der BVZ sind die Folge. Die BF kann dank langjährig aufgebauter Stärken wie der Sportberichterstattung anfangs noch gut entgegenhalten. Nicht zuletzt machen der Kaufzeitung BF aber Gratiszeitungen wie die Bezirksblätter (Moser-Holding), die seit 2000 burgenlandweit erscheinen, zu schaffen.

Nötige Reformen sind daher nach der Jahrtausendwende unumstritten, wie sich diese gestalten sollen, dazu gibt es in der Parteiführung und Redaktionsleitung jedoch unterschiedliche Vorstellungen. So verdichten sich die Gerüchte um einen möglichen Verkauf der BF. Bis zuletzt erreicht das Team rund um Chefredakteur Thomas Orovits laut Media Analyse wöchentlich mehr als 70.000 Leserinnen und Leser. Da es aber nicht gelingt, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Zeitung in den Griff zu bekommen, erfolgt im Herbst 2006 die Übernahme der BF durch die Leykam Medien AG. Wird im Vorfeld der Übernahme von einem Ausbau der Redaktion und einem verstärkten Auftreten im Internet gesprochen, sind es mit Ende des Jahres 2006 vor allem die SportredakteurInnen die ihren Hut nehmen müssen: Mit dem Abgang von rund 30 MitarbeiterInnen verliert die BF ein Herzstück ihrer Erfolgsgeschichte. Der Jahreswechsel 2006/2007 markiert somit das Ende einer 85-jährigen Zeitungsgeschichte. Die BF wird als letzte, eigenständige Partei-Wochenzeitung eingestellt.

BF – Ein Stück Burgenland

  • I. Gründung einer burgenländischen Zeitung

    1921 - 1932:
    Bereits mit der Konstituierung der SPÖ im Burgenland wird die Gründung einer eigenen Zeitung diskutiert. Die erste Nummer der Burgenländischen Freiheit erscheint am 19. November 1921. Sitz der Redaktion: Bad Sauerbrunn.

  • II. Verbot und Einstellung

    1933-1945:
    Ab 1933 wechseln häufig die verantwortlichen Redakteure. Der BF-Druck findet wieder in Wien statt, die Burgenländische Freiheit wird mehrfach konfisziert und unter Vorzensur gestellt, das Blatt erscheint mit weißen Flecken vor allem in den politischen Leitartikeln. 1934 wird es schließlich, gleichzeitig mit der Sozialdemokratischen Partei, ganz verboten.

  • III. Der Neuanfang nach dem II. Weltkrieg

    1946-1960:
    Nach einer 11-jährigen Unterbrechung erscheint die Burgenländische Freiheit erstmals wieder am 21. Februar 1946. 1947 übernimmt der aus der Emigration heimgekehrte Albin Dostal die Redaktion. Die Bodenreform ist ein Hauptthema des Blattes.

  • IV. Zeit der Reformen

    1961-2006:
    Am 10. Februar 1967 erscheint zum ersten Mal die „Neue Burgenländische Freiheit“, die ab diesem Zeitpunkt unter BF firmiert. Mit der Umstellung auf das Kleinformat und dem Ausbau der Sportberichterstattung beginnt eine burgenländische Erfolgsgeschichte.

  • V. BF wird Burgenland Freizeit

    2007-2009:
    Mit dem Verschwinden der Parteipresse aus der österreichischen Medienlandschaft steigt auch der Druck auf die BF. Nach dem Verkauf der BF an die Leykam Medien AG wird aus der Parteizeitung BF im Jahr 2007 die parteiunabhängige Burgenland Freizeit.